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16.02.2022 BZ Wasservögel aus dem hohen Norden besuchen im Winter den Rhein bei Weisweil

    Wasservögel aus dem hohen Norden besuchen im Winter den Rhein bei Weisweil

    Von Ruth Seitz
    Mi, 16. Februar 2022 Weisweil

    Bei einer Exkursion der Nabu-Gruppe Kaiserstuhl haben zahlreiche interessierte
    Naturfreunde am Rhein bei Weisweil Wasservögel beobachtet. Manche Arten kommen auch, um dauerhaft zu bleiben.

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    Vogelexkursion Wintergäste am Rhein: Exkursionsteilnehmer am Sonntag bei der Tierbeobachtung am Rhein bei Weisweil. Foto: Ruth Seitz

    Das hat Andreas Galli noch nie erlebt: Üblicherweise geht er im Frühjahr mit rund 20 Teilnehmern zur Wasservögel-Exkursion des Nabu Kaiserstuhl – in diesem Jahr hatte er sage und schreibe 70 Anmeldungen. „Das gab‘s noch gar nie“, sagt der Nabu-Vorsitzende und schüttelt den Kopf, freut sich aber über das Interesse. Einigen Interessierten musste er absagen, eine Exkursion mit so vielen Leuten sei einfach nicht machbar. Galli hat seinen Kollegen Engelbert Mayer aus Eichstetten mit ins Boot geholt, sie teilen sich die Teilnehmer am Sonntagmorgen auf.

    Kaiserwetter zur Nabu-Exkursion bei Weisweil

    Das Wetter ist wie ein Geschenk: Blauer Himmel, es ist noch kühl um zehn Uhr, aber nicht klapperkalt, kein Nebel. Beste Sicht also und für den Blick auf die Wintergäste auf dem Wasser wie gemacht. Mit von der Partie ist auch Barbara Mutke, von Hause aus Biologin und Beisitzerin im Nabu Südbaden, die den Exkursionsteilnehmern mit Andreas Galli zusammen die Wasservögel näherbringt.
    Alle sind pünktlich da, die erste Gruppe mit Andreas Galli geht unterhalb des Kiosks an der Boulebahn vorbei am Rhein Richtung Norden, die andere Gruppe mit Engelbert Mayer geht die Treppe zum Kiosk oberhalb der Staustufe hoch. Viele haben Ferngläser mitgebracht, einige kennen sich genau aus mit Wasservögeln, andere sind rein aus Interesse dabei

    Die skandinavischen Krickenten suchen im Süden nach Nahrung

    „Es ist ein Drama mit den Vögeln, die können einfach nicht ruhig sitzen bleiben“, sagt Galli mit einem Augenzwinkern, als er das Spektiv, ein Spezialfernglas zur Naturbeobachtung, auf eine Wasservogelgruppe scharfgestellt hat, die auf einer kleinen Insel im Rhein sitzt – Seite an Seite, friedlich. Gänsesäger mit ihren charakteristisch gebogenen Schnäbeln sind dabei, ganz vorne sitzt ein Männchen, zu erkennen am grünen Schimmer am Kopf.
    Die Gänsesäger sind nicht ganz so selten, erklärt Andreas Galli. Vor einigen Jahren sei es noch eine Sensation gewesen, wenn einer da war, heute sei das eher ganz normal. Die meisten Enten brüten im Uferbereich oder nahe am Wasser, die Gänsesäger fliegen weit ins „Landesinnere“, um in Höhlen zu brüten, zum Beispiel von Spechten. Kein Spaß für den Nachwuchs, denn er muss dann fünf, sechs Meter aus dem Nest in die Tiefe stürzen, ohne fliegen zu können. Damit nicht genug: Dann watscheln die Kleinen, von den Eltern streng bewacht, oft kilometerweit bis zum Wasser.

    Von 100 „eingeschleppten“ Arten werden zehn bis 15 heimisch

    Eine Nilgans gesellt sich zu der Vogelgruppe, kein seltener Gast in der Region. Je weiter man nach Norden komme, desto mehr Nilgänse gebe es, sagt ein Exkursionsteilnehmer. Von rund 100 Arten, die „eingeschleppt“ werden, werden etwa zehn bis 15 heimisch, sagt Andreas Galli, die Nilgans mache nicht gerade Probleme, aber sie „verdränge schon“. Die Gruppe beobachtet die Vögel – Reiherenten, Spießenten, auch eine Möwe – immer wieder stellt Andreas Galli das Spektiv ein, immer wieder huscht das Motiv aus dem Blickfeld. Ein Kormoran fliegt übers Wasser. Während Enten sich ihre Gefieder fetten, kann dies ein Kormoran nicht, er muss sich seine Flügel trocknen lassen, erklärt Barbara Mutke. Deshalb sitzen die Kormorane oft mit ausgebreiteten Flügeln auf einem Ast oder Stein. Sie sind wie Graureiher und Haubentaucher bei den Fischern wenig beliebt.

    Die Wintergäste genießen am Rhein die erste Wärme

    Nach gut einer Stunde tauschen die beiden Gruppen ihre Standorte. Während unten auf dem Wasser lebhafter Betrieb herrscht, ist es oberhalb der Staustufe ruhig. Nicht ein Schwan ist zu sehen. Sonst tummeln sich hier oft Dutzende. „Stell mal auf den Haubentaucher“, sagt Andreas Galli. Der Wasservogel nimmt einen anmutigen Hopser und ist erst mal weg, taucht später an einer ganz anderen Stelle wieder auf. Andreas Galli und Barbara Mutke erzählen und stehen Rede und Antwort, die Zeit vergeht wie im Flug.
    Die Wintergäste unten am Rhein lassen sich von nichts und niemandem stören: Sie sitzen auf der kleinen Insel, lassen sich die Sonne aufs Gefieder scheinen und genießen die erste Wärme.

    Ressort: Weisweil
    Aus der gedruckten BZ vom Mi, 16. Februar 2022.