Merops apiaster
am Kaiserstuhl
Eine Bestandsentwicklung in der Gemarkung von Eichstetten
Eigentlich müsste es „30 Jahre Bienenfresser wieder am Kaiserstuhl“ heißen. Denn schon 1873 brüteten im Kaiserstuhl bei Bickensohl etwa 20 Paare dieses wunderschönen Vogels. 1888 wurden die letzten gesehen. Nur sporadisch tauchte danach mal ein Bienenfresser auf. Über zwei Jahrzehnte lang galt der Bienenfresser am Kaiserstuhl offiziell als ausgestorben.
1989 war es dann wieder so weit, das erste Bienenfresser-Paar wurde am südwestlichen Kaiserstuhl beobachtet. Von Jahr zu Jahr steigerte sich langsam die Anzahl der seltenen Vögel.
Die Rückkehr dieser bunten Vögel aus Afrika erfolgte in diesen Jahren immer Mitte Mai. Seit etwa 15 Jahren werden die ersten Bienenfresser schon um den 01. Mai gesichtet. Auch eine Folge der Klimaerwärmung. So ist der Bienenfresser wohl ein Gewinner, der Große Brachvogel, einst ein Brutvogel in den Seewiesen am östlichen Kaiserstuhl, dagegen ein Verlierer der Klimaveränderung.
Im Jahre 2007 dann brütete bei uns in Eichstetten an einer kleinen Lösswand das erste Mal erfolgreich ein Bienenfresser-Paar.
Freie Lösswände, aber auch kleine Abbrüche oder Rutschungen bieten den Vögeln ideale Brutmöglichkeiten. Beide Altvögel wechseln sich mit dem Graben der Bruthöhle ab. Mit dem Schnabel wird der Löss abgehackt und danach mit den kurzen Füßen rücklings herausgescharrt. Nach einigen Tagen ist die bis zu 1,30 Meter tiefe Höhle mit der Brutkammer am Ende fertig.
Im Laufe der Jahre gab es – auch in Eichstetten – immer wieder mal nicht alltägliche Brutplätze. Im Eingang von einem Lössstollen, an der Lösswand hinter dem Volksbank-Gebäude oder an einer niederen in einem Garten hinter einem Wasserfass.
2013 und noch mehr im Jahr 2015 gab es einen Bestandseinbruch. Anfang Mai, zur Rückkehr der Bienenfresser, war es kalt und es gab längere Regentage. Nach ihrem langen Zug aus Afrika kamen sie hungrig und erschöpft bei uns an und fanden aufgrund der schlechten Witterung fast keine Nahrung, nämlich fliegende Insekten. Das Paar, das im Gewann Rebtal im Jahr zuvor erfolgreich gebrütet hat, fanden wir leider nur noch tot vor.
Die Nahrung der Bienenfresser besteht ausschließlich aus Fluginsekten. Honig- und Wildbienen, Wespen, Schmetterlinge, Libellen und fliegende Käfer.
Die Vögel haben eine Spannweite von 40 cm, legen 5-7 Eier, brüten 21 Tage lang und müssen 31 Tage lang füttern. Sie machen nur eine Brut im Jahr.
Die Entwicklung der Bienenfresser-Brutpaare auf der Gemarkung von Eichstetten:
Im Winter 2016/2017 ließ der Winzer M. Schmidt, bei einer Arrondierung seines Grundstückes, an der Böschung eine senkrechte Lösswand frei legen. Sofort wurde diese Wand von 17 Paaren angenommen.
16 davon haben dort erfolgreich gebrütet. Eine Höhle wurde ausgegraben, wohl von einem Fuchs. Sie war nur 30 cm über dem Boden angelegt worden.
Inzwischen hat sich diese Wand zu einem Hotspot für Bienenfresser und Vogelfreunde entwickelt. Von den 85 Paaren auf Eichstetter Gemarkung im Jahr 2019 haben dort allein 25 Paare erfolgreich gebrütet.
Nach dem Ausfliegen halten sie sich noch 2 bis 3 Tage am Brutplatz auf. Danach schließen sie sich zu kleinen oder größeren Trupps zusammen und jagen im Rheinwald dann Großlibellen.
Sporadisch machen sie sich immer wieder zu uns auf. Da kann man schon mal über 100 Bienenfresser zu sehen bekommen, ein großartiges Erlebnis.
Im September ist es wieder Zeit für ihren Rückflug in ihr Winterquartier. Über Spanien geht ihre Reise nach Afrika bis in das Kongo-Delta.
Bericht und Bilder: Engelbert Mayer