Spezialfolie schützt Vögel vor Aufprall auf Scheiben
Von Mario Schöneberg Do, 12. August 2021 Eichstetten
Glasfront am Eichstetter Bahnhofspavillon wird umgestaltet.
Mit neuen, von einer Fachfirma aufgebrachten Punkten soll der Vogelprall am Eichstetter Glaspavillon am Bahnhof verhindert werden. Über Aktion freuen sich Angela Stenger, Nabu-Naturschutzwart Engelbert Mayer und Liegenschaftsverwalterin Giuliana Ivancic von der Gemeinde Eichstetten (rechts). Foto: Mario Schöneberg
Millionen von Vögeln prallen jedes Jahr in Deutschland gegen Glasscheiben, viele verletzen sich dabei schwer oder verenden. Tote Vögel gibt es auch immer wieder am Glaspavillon am Eichstetter Bahnhof. Nun soll in einem Monitoring untersucht werden, ob von einer Schweizer Firma neu entwickelte Folienelemente Abhilfe schaffen können.
„Im vergangenen Jahr hat es hier am Glas-Pavillon am Bahnhof sogar einen Bienenfresser erwischt, berichtet Nabu- Naturschutzwart Engelbert Mayer. Über die Jahre seien ihm immer wieder verletzte oder verendete Vögel gemeldet worden. Wie viele dabei gegen den Pavillon selber fliegen, kann Mayer aber nicht genau sagen, er schätzt aber, dass es monatlich Kollisionen gibt. „Oft ist die Katze schneller und holt das verletzte Tier, ein andermal fliegt der Vogel weg und stirbt dann woanders an seinen inneren Verletzungen“. Um hier Abhilfe zu schaffen, habe er sich erkundigt, was man zum Schutz der Vögel tun könne und sei auf die Schweizer Vogelwarte in Sempach gestoßen. Dort empfehle man eine neu entwickelte Folie der Firma „Seen-Elements“, durch die in gleichmäßigem Abstand Punkte auf die Fensterscheiben aufgebracht werden. Das Material für den nun am Pavillon aufgebrachten Vogelschutz habe dabei die Vogelwarte aus Sempach zur Verfügung gestellt, die Gemeinde habe eine Fachfirma für Werbetechnik mit der Aufbringung beauftragt. Der Nabu selbst möchte nun ein halbes Jahr lang im Rahmen eines Monitorings die Wirksamkeit des neuen Vogelschutzes testen.
Glas als Baustoff der modernen Architektur gewinne immer mehr an Bedeutung, sagt Angela Stenger, die für die Vermarktung der neuen Folien zuständig ist. Doch für Vögel seien diese Glasflächen oft eine tödliche Falle, bis zu 100 Millionen von ihnen kämen so allein in Deutschland laut Nabu- Schätzung jährlich zu Tode. Für Vögel erscheine eine Glasfläche nicht als Hindernis, vielmehr würden ihnen durch Reflexionen Bäume oder der Himmel vorgetäuscht. Auch stilisierte Greifvögel-Aufkleber würden kaum Abhilfe schaffen, um bisher wirksam die Vögel schützen zu können, müssten bis zu 25 Prozent der Glasfläche überklebt werden.
Von der Schweizer Firma sei nun ein System aus neun Millimeter großen Punkten, die im Abstand von neun Zentimetern auch auf schon bestehende Glasflächen aufgebracht werden könnten, entwickelt worden, informierte Angela Stenger. Dadurch würde der Lichteinfall für das menschliche Auge nur minimal um ein bis zwei Prozent reduziert, Tests im Vogelflugkanal der Biologischen Station Hohenau-Ringelsdorf in Österreich hätten aber ergeben, dass mehr als 90 Prozent der Tiere sie als Hindernis erkannt hätten. Engelbert Mayer hofft nun, dass das Pilotprojekt in Eichstetten, das erste in Südbaden, auch viele private Haushalte und Unternehmer anspornt, auf diesem Weg etwas für den Schutz der Vögel zu tun. Dies sei insbesondere dort notwendig, wo sich Bäume und Sträucher in den Scheiben spiegeln oder die Gebäude freistehend ein Flughindernis darstellen.
Veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der BZ vom Do, 12. August 2021