Aus dem Winterquartier
Bienenfresser kehren zum Kaiserstuhl zurück
Von Christian Engel Do, 12. Mai 2022 um 14:00 Uhr Vogtsburg | 1
Die Bienenfresser sind zurück: Nach ihrem Winteraufenthalt in Afrika lassen sich die auffällig bunten Vögel über die Sommermonate besonders gern am Kaiserstuhl nieder.
Das liegt nicht nur am warmen Klima, das der eigentliche (Sub)Tropenvogel so gerne mag, sondern auch am Löss: In dieses Gestein kann der Bienenfresser seine Bruthöhle ganz prächtig hineinzimmern.
Engelbert Mayer vom Naturschutzbund Kaiserstuhl (Nabu) hat die Höhlenarbeit der Vögel selbst beobachtet: Mit seinem spitzen Schnabel hackt der Bienenfresser ein Loch in die harten Lösswände, mit seinen Füßen schaufelt er den Staub hinaus. „Bis zu 1,20 Meter tief ist eine Höhle“, sagt Engelbert Mayer, Gründer der Nabu-Ortsgruppe Kaiserstuhl, Hobbyornithologe und Vollbluttierschützer. Dass die Bienenfresser am harten Gestein ihre Schnäbel abwetzen geschenkt! Wem wollen sie noch imponieren, ihre Partner haben sie zuvor ja bereits gefunden.
Jetzt ist Balzzeit
In diesen Wochen ist Balzzeit. Da geht’s unter Vögeln wild zu – und das Bienenfressermännchen hat eine sehr spezielle Methode entwickelt, um das Weibchen zu beeindrucken. Im Fliegen jagt er Schmetterlinge, Käfer und Libellen, krallt sie sich aus der Luft – da machen die Weibchen natürlich große Augen. Aber dann geht’s weiter: Die erbeuteten Tiere tötet der Bienenfresser, indem er sie kräftig gegen eine Unterlage schlägt, etwa gegen einen Draht – giftige Insekten knetet der Bienenfresser im Anschluss durch, damit die Giftstoffe entweichen. Dann frisst er sie selber, verfüttert sie später an seinen Nachwuchs – oder überreicht sie einem Weibchen, quasi als Brautgeschenk.
800 Paare am Kaiserstuhl
Die Kehle gelb, der Rücken kastanienbraun, der Bauch türkisfarben – farblich ein absolut spektakuläres Tier. „Der setzt dem Eisvogel noch einen oben drauf“, sagt Engelbert Mayer. Man könne die Tiere eigentlich im gesamten Kaiserstuhl besichtigen und hören, in Eichstetten, in Bötzingen, in Ihringen. Laut dem Nabu-Mitglied befinden sie sich vorzugsweise in nicht-flurbereinigtem Gelände, dort, wo noch Primärlöss vorhanden ist. Auf bis zu 800 Paare schätzt Mayer das Vorkommen der Tiere im Kaiserstuhl. Bis in den September hinein werden die Bienenfresser dort balzen, buddeln, brüten und Babys füttern – dann geht’s wieder ab in den Süden.
Ressort: Vogtsburg
Zum Artikel aus der gedruckten BZ vom Do, 12. Mai 2022:
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