Video von Maik Bock: 491. Montagsmahnwache
Ute Friedrich und Günther Sacherer aus dem Kaiserstuhl - seit den Anfängen im Widerstand dabei!
"300. Mahnwache - wie lange noch?" Diese Frage stand bei der Montagsmahnwache gegen Atomkraft und für die sofortige Abschaltung des elsässischen Kernkraftwerks Fessenheim auf einem Transparent. Auf dem Breisacher Neutorplatz hatten sich bei klirrender Kälte über 60 Teilnehmer zu der seit fast sechs Jahren stattfindenden Kundgebung eingefunden.
Bild Badische Zeitung
Auf dem Breisacher Neutorplatz forderten die Atomkraftgegner, die beiden Meiler schnell vom Netz zu nehmen / Hilfe für die Beschäftigten in Aussicht gestellt Foto: Kai Kricheldorff
Die Breisacher Mahnwache habe als Teil der Anti-Atom-Protestbewegung im Dreyeckland dazu beitragen können, dass es immer deutlichere Anzeichen für die kurzfristig bevorstehende Schließung der beiden Reaktoren des AKW Fessenheim gebe, stellte Mahnwachenorganisator Gustav Rosa von der Initiative Pro Alterna fest.
Deutsche und französische AKW-Gegner gingen bereits seit einiger Zeit neue Wege und kümmerten sich um die Ängste und Befürchtungen der Beschäftigten in Fessenheim, deren Arbeitsplätze akut gefährdet sind, wenn die beiden Meiler abgeschaltet werden. "Wir strecken dazu unsere helfende Hand über den Rhein aus", so Rosa, nach dessen Worten es Möglichkeiten und Wege gebe, eine neue Wirtschaftsregion im Dreyeckland aufzubauen. Darüber müsse jetzt ernsthaft und auch auf lokalpolitischer Ebene geredet werden.
An der 300. Mahnwache am Montagabend nahmen rund 60 Anti-AKW-Aktivisten aus Breisach, vom Kaiserstuhl und dem Tuniberg, aus dem Markgräflerland und dem Elsass teil.
Viele von ihnen hatten für sich und für die Teilnehmer Gebäck und heiße Getränke mitgebracht und Eckard Zöllner spielte dazu auf seiner Drehorgel. Wie lange noch werden sich die Atomkraftwerksgegner auf dem Breisacher Neutorplatz treffen? Heute erscheint fraglich, ob es jemals eine 400. Montagsmahnwache geben wird. Kundgebung Nummer 301 findet aber auf jeden Fall am 23. Januar um 18 Uhr auf dem Neutorplatz statt. Kommenden Montag, wie gehabt.
Seit 50 Wochen findet in Breisach immer Montags eine Mahnwache statt.
Sie wird vom SPD-Ortsverein Breisach organisiert und ist parteiübergreifend. Dabei wird das sofortige Abschalten aller AKWs gefordert - für immer und ewig und die sofortige Stilllegung des AKW Fessenheim. Auch NABU-Aktive beteiligen sich von Anfang an an dieser Mahnwache.
Mit Ute Friedrich und Günther Sacherer, Mitgliedern der NABU-Kaiserstuhl Gruppe,
konnte das folgende Interview zu den Montagsmahnwachen geführt werden:
1. Was ist das - die Montagsmahnwache?
Aufgegriffen von den Montagsdemos um die Nikolaikirche in Leipzig und anderen Orten der ehemaligen DDR. Bundesweit begonnen nach der Katastrophe von Fukushima.
2. Wie kam die Montagsmahnwache in Breisach zustande?
Hauptinitiator war von Anfang an Gustav Rosa aus Niederrimsingen und Mitstreiter aus Breisach und Umgebung, die Fessenheim in der Nähe haben.
3. Wo gibt es noch Mahnwachen im Umkreis?
Weisweil, Endingen, Emmendingen, Freiburg haben bis Winterbeginn regelmäßig Mahnwachen oder Demos abgehalten, Breisach und Müllheim haben ohne Unterbrechung bis heute durchgehalten. Weisweil hatte auch am gleichen Tag wie Breisach die 50. Montagsmahnwache. Sie haben jedes Mal ca. 30 Personen, das ist sehr beachtlich für einen relativ kleinen Ort.
4. Wie reagieren die Mitbürger darauf?
Unterschiedlich. Manche hupen und geben Gas im Vorbeifahren (in der 20km-Zone!), andere bekunden Zustimmung, z.B. der Flammenkuchenbäcker vom Weihnachtsmarkt
hatte uns eingeladen; neulich hat die Eisdiele allen, die mit der Fahne unterwegs waren, eine Kugel Eis spendiert!
5. Gab es bisher Besuch von Politikern und Stadträten aus Breisach?
SPD-Stadträte und der ULB sind regelmäßig dabei, Christoph Bayer von der SPD war mehr als einmal hier, CDU-Leute machen sich rar.
6. Wie kamen Sie zur Anti-AKW-Bewegung?
Günter Sacherer ist seit 1971 dabei, als bei Breisach (außerhalb Jägerhof) ein Kernkraftwerk gebaut werden sollte. Später ging der Kampf in Wyhl weiter.
7. Ihr Ziel?
Die Stilllegung von Fessenheim.
8. Haben Sie ein persönliches „Durchhalte-Motto“?
Weitermachen, bis Fessenheim vom Netz geht. Im Moment kommt die Meldung über einen Störfall in der Normandie.
Fotos: Gustav Rosa ©2012
Am Montag, den 2.4.12, hatte die 50. Mahnwache in Breisach stattgefunden.
Barbara Mutke 5.April.2012
In Eichstetten in einem kleinen, nur etwa 40 Meter langem Lösshohlweg, deren linksseitige Böschung nur eine Höhe von 1,80 m hat, brüten aktuell 3 Paare vom Bienenfresser.
Von den Bruthöhlen liegen zwei in Kopf- und eine nur in Brusthöhe. Nicht ungefährlich für Vogel und Mensch.
Es handelt sich bei dem Weg um einen unbefestigten, der bei der momentanen und extremen Trockenheit beim Befahren sehr viel Staub aufwirbelt.
Um die Brut in den Höhlen nicht so vielem Staub auszusetzen, habe ich mit Erlaubnis des örtlichen Bauhofes am Anfang und am Ende dieses kleinen Hohlweges für die Dauer der Fütterung Schilder aufgestellt.
Beim Einfahren steht darauf „Bitte langsam“ und beim Ausfahren „Danke.
So hoffen wir alle, dass die jungen Bienenfresser gesund ausfliegen können.
Engelbert Mayer, 14. Juli 2020
Ab 1750 hat man in Mitteleuropa mit der ganzjährigen Stallhaltung begonnen. Der anfallende Stallmist wurde für die Felder gebraucht. Wiesen blieben ungedüngt, wurden im Frühjahr mit Vieh bestoßen und im Sommer meist nur einmal gemäht, um Heu für den Winter zu gewinnen und von ganz armen Wiesen Einstreu für den Stall.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann die Düngung mit Chilesalpeter. Stallmist war immer noch sehr wichtig, aber die Dreifelderwirtschaft wurde aufgegeben. Brachen, die vielen Insekten einen Lebensraum boten, gab es nun kaum mehr. Erst als 1910 das Haber-Bosch-Verfahren zur künstlichen Gewinnung von Ammoniak entwickelt wurde, begann die Ära des Kunstdüngers. Stallmist wurde zunehmend bedeutungsloser, fiel aber immer noch in großen Mengen an. Nun konnte man es sich leisten, Stallmist in Form von Gülle auf die Wiesen zu verbringen.
Raupen vertragen keine Stickstoff-Überdüngung und überdüngte Wiesen verarmen biologisch extrem. Zudem können nur wenige stickstoffliebende Pflanzen auf überdüngten Wiesen überleben. Auf gedüngten Wiesen geht der Reichtum an Insekten also sehr stark zurück. Je stärker mit Gülle gedüngt wird, umso mehr verarmen diese.
Ebenfalls begann man ab der Mitte 19. Jahrhundert allmählich mit dem sogenannten „naturnahen Waldbau“, der alles ist, nur nicht naturnah. Vielmehr dient er möglichst hohem Ertrag der Forstwirtschaft. Die Bäume stehen nun so dicht, dass kaum mehr Licht auf den Boden kommt. Die meisten Waldschmetterlinge sind aber Lichtwaldarten oder auf Saumstrukturen im Wald (Waldmantel, Waldsaum) angewiesen. Im geschlossenen Hochwald können diese nicht mehr überleben. Vorher weidete das Vieh auch im Wald und durch Nieder- und Mittelwaldbewirtschaftung war der Wald sehr licht – und entsprechend artenreich. Solche Waldstrukturen gibt es heute kaum mehr wo, weil die Forstwirtschaft auf maximalen Ertrag ausgerichtet ist. Ebenfalls der Ertragsoptimierung sind Übergänge im Wald, also der Waldmantel, zum Opfer gefallen. Der Wald geht übergangslos bis zum Waldweg bzw. zum Waldrand. Damit haben die Waldmantelarten unter den Schmetterlingen auch keine Habitate mehr. Durch Stürme wie Wiebke und Lothar wurde der Wald gelichtet und für einige Jahre hatten die Waldschmetterlings-Arten wieder eine kurze Phase der Regenerierung. Aber die lichten Stellen wurden schnell wieder aufgeforstet, zumeist mit Fichten.
1892 wurde von Bayer mit Dinitro-o-kresol das erste Insektizid entwickelt, 1939 kam DDT dazu. Nach dem 2. Weltkrieg begann der Siegeszug der Insektizide. Mit Einführung der Neonicotinoide in den 1970er-, verstärkt in den 1990er-Jahren kamen Insekten noch viel stärker in Bedrängnis. Im intensivlandwirtschaftlich genutzten Terrain überleben in den letzten Jahren kaum mehr Schmetterlinge. Gerade die „Allerweltsarten“, die bis um die Jahrtausendwende noch recht häufig waren, gehen jetzt sehr stark zurück. Heute sind es vor allem eher seltene Arten, die in Schutzgebieten leben, die es noch etwas zahlreicher gibt, weil ihnen die Intensivlandwirtschaft nicht so sehr zusetzt.
Seit 2017 setzt zudem der Klimawandel den Insekten massiv zu. Das war der nächste und bislang letzte Tiefschlag. Unsere heimischen Arten sind nicht an mediterrane Dürreperioden angepasst. Einige wenige Arten, wie der Karstweißling, breiten sich nun aus Südeuropa zu uns aus, aber insgesamt geht der Individuenreichtum sehr stark zurück. Alleine in den Hochlagen der Alpen gibt es noch verbreitet einen Reichtum an Arten und Individuen. Ansonsten sterben viele Arten aus, andere gehen in der Individuendichte so stark zurück, dass man nur noch Einzelfalter sieht.
Gegen das Insektensterben helfen würde nur ein tiefgreifender Wandel in der Land- und Forstwirtschaft. Aber der ist ebenso wenig zu erwarten, wie dass die Menschheit entschlossen gegen den Klimawandel vorgeht. M. E. ist es daher nicht fünf vor zwölf, sondern Viertel nach eins. Also für eine Rettung der Insekten bereits viel zu spät.
Hinzu kommt seit 1980 mit der Bundesartenschutzverordnung eine völlig verfehlte Naturschutzpolitik, die die weitere Erforschung der Insektenwelt stark einschränkt und vor allem Kinder und Jugendliche von der Natur fernhält. Daher sind Insektenforscher heute ebenso vom Aussterben bedroht, wie die Insekten. Hierzu ein Beispiel: Wenn ein Landwirt Mohrrüben anpflanzt, woran der gesetzlich geschützte Schwalbenschwanz Eier ablegt, dann darf er diese mit Insektiziden gegen den Raupenfraß schützen. Das nennt sich ordnungsgemäße Landwirtschaft. Wenn er aber eine einzelne Raupe von den Mohrrüben pflückt und sie seiner Tochter, die Biologie-Lehrerin ist, gibt, damit diese sie in den Unterricht mitnimmt, dann machen sich beide strafbar. Denn das Töten der Raupe zum Zweck des Schutzes des Gemüses ist erlaubt. Das Einsammeln zu Unterrichtszwecken bedarf der amtlichen Genehmigung. Daher fällt es zunehmend weniger auf, wenn Insektenarten seltener werden und aussterben. Denn es mangelt zunehmend an Experten, die die einzelnen Arten unterscheiden können.
Verfasser: Jürgen Hensle, Mai 2020
Summary:
Hurst, J.: recolonisation of the crypt in st. stephan´s cathedral in Breisach by Barn swallows (Hirundo rustica). – Naturschutz südl. oberrhein 9: 226-228. since at least 1992 until 2003, up to a maximum of 12 occupied nests, Barn swallows bred in the crypt of the cathedral in Breisach. the Barn swallows have gradually abandoned this breeding site when House Martins started colonizing the site. In 2004, there were 36 occupied House Martin nests. Following a renovation in 2006/2007 no swallows bred in the crypt for several years. only in 2018 a pair of Barn swallows bred successfully again at one of the former nesting sites.
Keywords: Hirundo rustica, Barn swallow, nesting site, crypt, cathedral, Breisach, southern upper rhine plain.
Einleitung
Bis vor wenigen Jahrzehnten brütete die Rauchschwalbe (Hirundo rustica) außer in Viehställen und scheunen auch in überdachten Hauseinfahrten, unter Brücken (BoscHert 1996), in Garagen und an anderen Plätzen. In der Krypta des Breisacher Münsters brüteten früher einzelne Rauchschwalbenpaare. Nach und nach gesellten sich brütende Mehlschwalben (Delichon urbicum) hinzu und verdrängten die Rauchschwalben, bis diese als Brutvögel ganz aus der Krypta verschwanden. Wegen sanierungsarbeiten mussten auch die Mehlschwalbennester entfernt werden. Es dauerte Jahre, bis die Krypta von der Rauchschwalbe wieder als Brutplatz angenommen wurde.
Frühere Beobachtungen
Die Krypta ist eine inArkarden, durch fünf Bogentore nach außen geöffnete unterkirche, deren sterngewölbe auf einem inneren Mittelpfeiler ruht (www.ebfr.de) (Abb. 1). Im Jahre 1992 fielen mir acht Nester der Rauchschwalbe im Innern der Krypta auf. In den folgenden Jahren stieg die Zahl der Nester an. Zudem begannen Mehlschwalben ebenfalls, ihre Nester in der Krypta zu bauen. 1995 zogen beide schwalbenarten mit jeweils zwölf belegten Nestern gleich. In den darauf folgenden Jahren sank jedoch der Anteil der Rauchschwalben-Nester rapide. 1997 konnten noch sieben, 2000 noch 3 bis 4 belegte Nester ausgemacht werden. 2004 waren die Rauchschwalben ganz aus der Krypta verschwunden, während der Bestand der Mehlschwalbe auf 36 Brutpaare und Nester angestiegen war. ob der Bestandsrückgang mit dem seit den 1970er Jahren anhaltenden trend des Bestandrückgangs der Rauchschwalbe (HölZINGer 1999, GeDeoN et al. 2014, www.nabu.de) zu tun hatte oder ob die Rauchschwalben einfach nur von den Mehlschwalben verdrängt wurden, blieb unklar. Auf jeden Fall nahm der Brutbestand der Rauchschwalbe am nächst gelegenen Brutplatz, der tiefgarage des Hotels amMünster - heute Hotel stadt Breisach – leicht zu. Im Jahr 1997 fanden sich dort vier belegte Nester, im Jahr 2000 schon neun. leider wurden diese Nester schnell wieder beseitigt und alle potenziellen Nestplätze mit Drähten überspannt, um einen Nestbau zu verhindern. In den Jahren 2006/2007 stand eine sanierung der Krypta an. Dazu wurden alle verbliebenen Mehlschwalbennester in Absprache mit der unteren Naturschutzbehörde entfernt. Als Ausgleichsmaßnahme wurden an den Nachbargebäuden und an Mauern
Kunstnester fürMehlschwalben montiert, in der Hoffnung auf baldigenWiedereinzug der schwalben nach Beendigung der sanierungsarbeiten. Doch Krypta und Kunstnester blieben unbesetzt.
Aktuelle Feststellungen
erst ende Mai 2018 sah ich erstmals wieder ein Rauchschwalben-Paar in der Krypta. eine Kotansammlung unter einem der sterngewölbe erweckte den Verdacht auf einen Nestbau. Bei einer Kontrolle am 07.06.2018 fand ich tatsächlich einen brütenden Altvogel auf seinem Nest (Abb. 2). Bei einer weiteren Kontrolle am 27.06.2018 lugten drei Nestlinge über den Nestrand, die am 15.07.2018 ausgeflogen waren (Abb. 3). Bei der nächsten Kontrolle am 29.07.18 flog ein Altvogel vom Nest ab. es wurde also mit einer Zweitbrut begonnen. Von den vier Jungvögeln flog der letzte am 06.09.2018 aus.
Das Nest war im sterngewölbe auf einer steinplastik (Abb. 1, 2) gebaut, wie die Nester, die ich vor 26 Jahren dort erstmals fand. 15 Jahre nach den letzten Bruten hatten die Rauchschwalben den alten Neststandort
wieder neu besiedelt.
Diskussion
„In Deutschland sind Fälle kirchenbewohnender Rauchschwalben selten“ (Vietinghogg-Riesch 1955).Hölzinger (1999) kannte aus Baden-Württemberg kein Beispiel. Durch Aufgabe der Viehhaltung, die Modernisierung von Häusern und die Anlage moderner Wohngebiete wurden am südlichen oberrhein potenzielle Neststandorte der Rauchschwalbe selbst in kleinen Dörfern zunehmend selten.An einem traditionellen Brutort wie der Krypta des BreisacherMünsters sind daher die Nester zu erhalten und die Neuanlage von Nestern zu fördern.
Zusammenfassung
Mindestens seit dem Jahr 1992 bis 2003 brüteten Rauchschwalben in der Krypta des Breisacher Münsters, einer nach außen offenen unterkirche, mit maximal zwölf besetzten Nestern im Jahr 1995. Die Rauchschwalben gaben den Brutort allmählich auf, als sich Mehlschwalben ansiedelten, die im Jahr 2004 dort 36 besetzte Nester besaßen. Nach einer renovierung in den Jahren 2006/2007 blieb die Krypta jahrelang ohne brütende
schwalben. erst 2018 brütete wieder ein Rauchschwalbenpaar an einem der früheren Neststandorte erfolgreich.
Literatur
BoscHert,M. (1996): Bruten der Rauchschwalbe (Hirundo rustica) unter Brücken – Naturschutz am südlichen oberrhein 1: 155-157.
GeDeoN, K., c. GrüNeBerG, A. MIttscHKe, c. suDFelDt, W. eIcKHorst, s. FIscHer, M. FlADe, s. FrIcK,
I. GeIersBerGer, B. KooP, M. KrAMer, t. KrüGer, N. rotH, t. ryslAVy, s. strüBING, s.r. suDMANN,
r. steFFeNs, F. VöKler & K. WItt (2014): Atlas Deutscher Brutvogelarten. Atlas of German Breeding
Birds. – Münster (stiftung Vogelmonitoring Deutschland und Dachverband Deutscher Avifaunisten).
HölZINGer, J. (1999): Die Vögel Baden-Württembergs. Band 3.1 singvögel 1. – stuttgart (ulmer).
VIetINGHoFF-rIescH, A. v. (1955): Die Rauchschwalbe. – Berlin (Duncker & Humblot).
Internet: www.ebfr.de www.nabu.de
Anschrift des Verfassers:
Jürgen Hurst, Goldengasse 9, D-79206 Breisach.
"In der Masse kann ich die Ergebnisse der Krefeld-Studie, die einen Rückgang der Biomasse von Insekten innerhalb von wenigen Jahrzehnten um 75 Prozent festgestellt hat, bestätigen. Mein Bauchgefühl hatte mir schon länger ähnliches gesagt", sagt Schmetterlingsexperte André Grabs aus Gundelfingen. Er beschäftigt sich schon seit seiner Kindheit mit Schmetterlingen, beobachtet sie seit drei Jahrzehnten und kartiert sie für die Landesdatenbank. "Eigene Beobachtungen sind immer subjektiv, für eine wissenschaftliche Beobachtung muss man einen bestimmten Bereich über Jahre überwachen und kartieren, um eine Aussage zu treffen, ob eine Art zu- oder abnimmt", erklärt er.
Die Zusammenhänge seien höchst komplex und unglaublich spannend. Klimaschwankungen, Parasitenbefall, die Entwicklung der Schmetterlingsfeinde wie Vögel und Wespen – sie alle haben Einfluss auf das Vorkommen der Schmetterlinge, sagt Grabs, der auch als Schmetterlingsguide Gruppen führt und Gemeinden bei der Anlage von Wiesenflächen berät.
Viele Schmetterlinge sind stark auf bestimmte Blätter spezifiziert, die Raupen der Tagpfauenaugen und Kleinen Füchse beispielsweise auf die Blätter der Brennnessel. "Die gibt es zwar überall in der Landschaft, vorwiegend aber an Waldrändern und in Schattenbereichen – und genau da nützen sie den Raupen nicht. Entscheidend ist der Standort der Pflanze und der muss ein sonniger sein, damit sich die Larve schnell entwickeln kann. Im Schatten werden keine Eier abgelegt", erläutert der Vorsitzende der BUND-Gruppe in Gundelfingen die Zusammenhänge.
In der freien Flur allerdings gebe es kaum noch Ackerränder, an denen Brennnesseln wachsen könnten. "Die Kulturlandschaft hat Schmetterlinge als Beiwerk hervorgebracht, die industrielle Landwirtschaft die Insekten vertrieben. Ihre Lebensräume schwinden, das Mosaik der Wiesenflächen fehlt", lautet die Diagnose des Experten. Einzig in Naturschutzgebieten wie dem Zentralkaiserstuhl und der Trockenaue bei Grißheim gebe es noch eine Vielzahl an Arten, auch sehr seltene wie den Gelbringfalter und den Goldenen Scheckenfalter.
Jürgen Hensle aus Eichstetten war neun Jahre lang Vorstand des Nabu Kaiserstuhl und beobachtet die Schmetterlinge im Zentralkaiserstuhl mit seinen Naturschutzgebieten rund um Badberg und Haselschacher Buck seit mehr als 40 Jahren. "Der Schwalbenschwanz war früher ein Massentier, heut sieht man allenfalls noch einzelne", sagt er. Nach seiner Beobachtung hat die Anzahl der Schmetterlinge im Zentralkaiserstuhl um 90 Prozent abgenommen, die Artenvielfalt ebenfalls sehr deutlich, aber nicht ganz so stark. Im Zentralkaiserstuhl gab es das letzte Vorkommen des Großen Waldportiers in Deutschland, 2018 sei er ausgestorben. Weil der Kaiserstuhl eine Insel in der Kulturwüste sei, kommen von außen keine Insekten rein, so Hensle. Ein Jahr mit Parasitenbefall oder schlechter Witterung könne da katastrophal sein.
Ein weiteres Problem sei der Stickstoffeintrag durch die Luft in die Böden der mageren Trockenrasen. Der führe dazu, dass sich standortfremde Pflanzen ansiedeln, die das Mikroklima verändern. "Seit 2017 setzt zudem der Klimawandel den Insekten massiv zu. Unsere heimischen Arten sind nicht an mediterrane Dürreperioden angepasst."
Helfen würde nur ein tiefgreifender Wandel in der Land- und Forstwirtschaft, die schon seit mehr als 100 Jahren, verstärkt aber nach dem Zweiten Weltkrieg, auf Insektizide setze. "Es ist nicht fünf vor zwölf, sondern Viertel nach eins, also bereits viel zu spät für die Rettung der Insekten", sagt der Experte wenig hoffnungsvoll.
Leonhard Siegwolf ist der Initiator des Naturlehrpfades Brunnengraben in Schallstadt-Mengen. Auch er beobachtet, dass es immer weniger Schmetterlinge gibt. Schwalbenschwanz und Admiral seien nur noch selten zu beobachten.
Der Lebensraum für die Tiere werde immer kleiner, mit jedem neuen Baugebiet verschwinden Wiesen und Bäume, beklagt Siegwolf. "Schlimm ist auch die Spritzerei in der Landwirtschaft." Er hält es daher für wichtig, bereits Kinder für die Vielfalt der Natur zu sensibilisieren. Das Projekt Brunnengraben sei ein Beispiel dafür. Jeder einzelne könne zudem in seinem Garten mit dem Setzen von Pflanzen, die Schmetterlinge anlocken, etwas für die Verbesserung von deren Lebensraum tun.
Für die Kinder gab es sehr viel zu entdecken. Sie erkundeten zunächst eine typische Streuobstwiese mit wildem Dost. Auf dieser Naturwiese, dem Streuobst-Klassenzimmer“, gab es auch ein Biotop für den Rosenkäfer. Zur ihrer großen Überraschung fanden die Kinder auch eine Kinderstube der Zwergmaus aus Gras. „Hier kommen die Mäuschen zur Welt“, erklärte Barbara Kiefer. Das Biotop in Bahlingen hatte die Familie Kiefer, Inhaber des Weinguts Johannes Kiefer aus Eichstetten, 2014 erworben. Damals waren besonders die Böschungen überwuchert von der Waldrebe. Das Biotop umfasst etwa fünf Hektar Gesamtfläche, davon sind drei Hektar mit Weinreben bepflanzt. Auf etwa ein Quadratmeter Rebfläche komme jedoch ein Quadratmeter Naturschutzfläche, teilte der Winzer und Weinküfer Johannes Kiefer mit.
Seit 2007 Weingut Johannes Kiefer Seine Schwester Katharina Kiefer betreibt eine Ölmühle in Eichstetten, wo sie diverse Öle aus Samen nur aus Deutschland presst. Familie Kiefer stammt aus Frankfurt und kam 1994 nach Eichstetten, wo sie 2007 das Weingut Johannes Kiefer mit damals vier Ar gepachteten Reben gründeten. Barbara Kiefer, von Beruf Bankkauffrau, ist Quereinsteigerin in den Weinbau und ganz dem Naturschutz verschrieben. Schon immer stand für sie fest, etwas „Erdiges“ tun zu wollen. Jetzt kombiniert sie die Weinerzeugung mit dem Naturschutz mithilfe des Biotop-Kleinods „Eck“. Sie plädiert für die Achtung für die Natur. Menschen sollten sich achtsam im Gelände bewegen, und keinen Müll hinterlassen.
Fotos: Horst David
Von BZ-Redaktion Di, 30. Juni 2020 Vogtsburg
Andreas Galli (links) vom Naturschutzbund Kaiserstuhl hat Peter Wagner die Urkunde „Schwalbenfreundliches Haus“ verliehen. Foto: Barbara Mutke
Freitag, den 19. Juni 2020 Eichstetter Nachrichtenblatt
NABU Kaiserstuhl
„Unsere Stunde der Gartenvögel hatte in den vergangenen Jahren starke Teilnehmerzuwächse zu verzeichnen!“ Über das große Interesse an der heimischen Natur freuen sich Andreas Galli und Barbara Mutke vom NABU Kaiserstuhl. „Je mehr Menschen teilnehmen, umso aussagekräftiger sind die gewonnenen Ergebnisse.“
In diesem Jahr erwarten die Ornithologen des NABU die neuen Gartenvogeldaten mit besonderer Spannung und Sorge. „Eine der häufigsten und beliebtesten Arten, die Blaumeise, ist derzeit in Teilen der Republik durch ein auffälliges Massensterben aufgrund einer bisher unbekannten Krankheit bedroht“, so Andreas Galli. „Die Zählung im Mai wird uns Auskunft darüber geben, ob sich dies in den Bestandstrends der Blaumeisen in den besonders betroffenen Gebieten widerspiegelt.“
Viele Menschen haben in den letzten Wochen während der Ausgangsbeschränkungen den Wert der Natur vor ihrer Haustür wieder neu schätzen gelernt. Gartenvögel wie die Blaumeise haben dabei in diesem Frühling sicherlich deutlich mehr Aufmerksamkeit erfahren als in anderen Jahren. „Wir hoffen, dass sich dies in einer besonders regen Beteiligung an der Vogelzählung niederschlägt“, meint Barbara Mutke. Die Naturschützerin rät: „Wer mehr Natur in seinem Umfeld erleben und Gartenvögeln helfen möchte, sollte seinen Hof oder Garten zum Mini-Naturschutzgebiet machen.“ Tipps für einen vogelfreundlichen Garten hat der NABU unter www.nabu.de/vogelgarten zusammengestellt.
Im vergangenen Jahr hatten deutschlandweit über 76.000 VogelfreundInnen bei der Stunde der Gartenvögel mitgemacht und Beobachtungszahlen aus fast 52.000 Gärten gemeldet. Gemeinsam mit der Schwesteraktion, der „Stunde der Wintervögel“, handelt es sich damit um Deutschlands größte wissenschaftliche Mitmach-Aktion.
Und so funktioniert es: Von einem ruhigen Plätzchen im Garten, auf dem Balkon oder vom Zimmerfenster aus wird von jeder Vogelart die höchste Anzahl notiert, die im Laufe einer Stunde gleichzeitig beobachtet werden konnte. Die Beobachtungen können am besten online unter www.stundedergartenvoegel.de gemeldet werden, aber auch per Post oder Telefon (kostenlose Rufnummer am 9. Mai von 10 bis 18 Uhr: 0800-115-7115. Gemeldet werden kann auch mit der kostenlosen NABU-App Vogelwelt, erhältlich unter www. NABU.de/vogelwelt. Meldeschluss ist der 18. Mai. Aktuelle Zwischenstände und erste Ergebnisse sind ab dem ersten Zähltag auf www.stundedergartenvoegel.de abrufbar und können mit vergangenen Jahren verglichen werden. Dort findet man zur Vorbereitung auch ein Video über die TOP-10-Gartenvögel oder das spielerische E-Learning-Tool „NABU- Vogeltrainer“ für Jung und Alt.
Viel Freude beim Naturentdecken und Forschen wünschen
Andreas Galli und Barbara Mutke
vom NABU Kaiserstuhl.
Von Horst David Sa, 29. Februar 2020 Bötzingen
Mira Steck und Andreas Galli zeigen einem Kind eine Niströhre. Foto: Horst David
BÖTZINGEN/EICHSTETTEN. Die Kindergruppe des Naturschutzbunds (Nabu) Kaiserstuhl ist seit Januar wieder aktiv. Immer samstags geht es mit den Jugendbetreuerinnen Mira Steck und Lena Strauß hinaus in die Natur. Oft ist auch Andreas Galli dabei, Vorsitzender des Nabu-Kaiserstuhl. Für alle drei ist es wichtig, Kinder an die Natur heranzuführen.
Der Nabu-Kaiserstuhl sei "so froh, Veranstaltungen für Kinder anbieten zu können", erklärt Galli. Wissen über die Natur sei heute nicht mehr selbstverständlich, aber wichtiger denn je, bekräftigt Mira Steck aus Denzlingen. Im Februar säuberten und prüften Steck und Galli die Nistkästen bei der Streuobstwiese im Etlisbachtal in Bötzingen. Sie öffneten die überall aufgehängten Nistkästen. War viel Moos drin, so war es ein Brutplatz für die Kohl- oder Blaumeise. Mit viel weniger Moos dagegen ausgepolstert sind die Nistkästen von Wendehälsen. Die besonders breiten Steinkauz-Nistkästen sind innen so angeordnet, dass kein Marder herein kommt, sondern nur der Steinkauz. Außerdem werden sie auf dicken Ästen angebracht, damit junge Steinkäuze, falls sie herausfallen, wieder sicher zum Brutplatz auf dem Baum hochklettern können.
Auch zwei Wiedehopfhäuser gibt es auf der Streuobstwiese. Sie sind als Brutstätten für den Wiedehopf nötig, weil es weniger Rebhäusle im Kaiserstuhl gibt. In einigen Nistkasten fanden sich auch alte Vogeleier, die nicht ausgebrütet wurden.
Ein weiteres Nabu-Thema für Kinder war der Lebensraum der Rehe im Eichstetter Wald. Bei einem Waldspaziergang erklärten Mira Steck und Lena Strauß den zwölf Kindern das Leben der Rehe. Die nehmen mit ihrem ausgeprägten Hör- und Geruchssinn ihre Umgebung wahr und bemerken sehr früh nahende Feinde. Besonders im Winter sei es besonders wichtig, die scheuen Tiere nicht zu erschrecken, wurde den Kindern erklärt. Wenn Tiere weglaufen, kostet das ihre Energiereserven.
Die Kinder lernten auch die Unterschiede zwischen Hirsch und Reh kennen. Der leichte Körper des flinken Rehs und das kleine Geweih des Rehbocks seien perfekt an das Leben im Wald angepasst. Größter Feind sei der Mensch, erfuhren die Kinder: Im tiefen Gras liegend sei ein Rehkitz Mähern schutzlos ausgeliefert. Rehe ernähren sich oft von der Rinde junger Bäume und würden daher von Jägern für einen gesunden Wald erlegt. Es sei wichtig, die Jagdzeiten einzuhalten, um die Rehbrutzeit und auch andere Tiere nicht zu stören.
Ressort: Bötzingen
NABU-Kaiserstuhl e.V.
Bachstr. 15
79235 Vogtsburg
Telefon: +49 (7662) 8206
E-Mail: A.Galli(at)Nabu-Kaiserstuhl.de
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